Wieso weiss ausserhalb des Wallis niemand wo diese zwei Richtungen führen? 🤷🏼♀️
Es sind sich alle einig – Die Walliser Dialekte gelten als die aussergewöhnlichsten in der restlichen Deutschschweiz.Fragt man andere Deutschschweizer nach einem typischen Walliser Ausdruck, ist embri und embrüf die häufigste Antwort. Die Walliser scheinen ständig von embri und embrüf Gebrauch zu machen, während die übrigen Deutschschweizer zwar verstehen, dass es sich um Richtungsangaben handelt, aber nicht genau wissen, welche.🤔
Embrüf bedeutet «nach oben» ⬆️, wie das «üf» deutlich macht. Im ersten Teil des zusammengesetzten Wortes steckt aber eine Bedeutung «wieder», die Ende des 19. Jahrhunderts im Schweizerischen Idiotikon noch in den Kantonen Basel-Land, Aargau, Solothurn, Unterwalden und vor allem Bern gebräuchlich war, seitdem aber weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Nur in Zusammensetzung hat sie überlebt. Zum Beispiel bedeutet aberuf wörtlich «wieder hinauf».
Das Gegenstück zu embrüf ist embrab, was «nach unten» ⬇️ bedeutet und vor allem im Berner Oberland verwendet wird. Im Wallis hingegen wird meist embri benutzt, das aus «aberiin» entstanden ist und eigentlich «wieder einwärts» bedeutet. Im Berner Oberland wurde embri jedoch für «taleinwärts» gebraucht. Im Wallis wurde das Wort von «einwärts» zu «abwärts» verschoben. Warum? Das ist eine gute Frage. Wahrscheinlich wurde es ursprünglich als «einwärts im Sinne von Richtung Zentrum, Marktplatz» oder als «einwärts in Richtung Kirchenstandort» verstanden – Ortschaften, die eher weiter unten im Tal liegen. 🏘
Die Richtungsangaben embri und embrüf werden wohl immer wieder für Verwirrung bei den Nicht-Wallisern sorgen.