Wort des Monats: ausruhen

Schweizerdeutsche Begriffe fürs Ausruhen – ein Blick in die Sprachvielfalt
Wer in der Schweiz unterwegs ist, begegnet nicht nur atemberaubenden Landschaften, sondern auch einer faszinierenden Vielfalt an Dialekten und Redewendungen. Besonders spannend wird es, wenn es um alltägliche Dinge wie das Ausruhen geht. Wussten Sie, dass es dafür im Schweizerdeutschen unzählige Begriffe und regionale Varianten gibt?

«Lü de au!» und «Gruejeder echli?» – Grüsse auf dem Feld
Früher war es üblich, Feldarbeitern beim Vorbeigehen mit einem freundlichen «Lü de au!» zuzurufen – ein herzlicher Gruss, der so viel bedeutet wie „Ruh dich auch mal aus!“. Wer schon eine Pause machte, wurde mit einem «Gruejeder echli?» gefragt, wie es ihm beim Ausruhen geht. Beide Ausdrücke sind charmante Beispiele dafür, wie eng Sprache und Alltag miteinander verwoben sind.

Woher kommen die Begriffe?
Die meisten Begriffe fürs Ausruhen im Schweizerdeutschen stammen vom althochdeutschen Verb „ruowen“ ab, das schlicht „ruhen“ bedeutet. Je nach Region gibt es zahlreiche Varianten: ruew(w)e, gruew(w)e, ruebe, gruebe, rueje, grueje, rue, grue oder gruene. Die Unterschiede liegen oft im Auftreten oder Fehlen des ursprünglichen -w- und eines zusätzlichen g- am Wortanfang.

Eine weitere Gruppe von Ausdrücken leitet sich vom Wort „Rast“ ab: Das Verb „reschte“ und seine Varianten wie röschte, rüschte, graschte und gareschte sind vor allem in kleineren Randgebieten im Süden und Nordosten der Schweiz gebräuchlich.

Im Kanton Graubünden wiederum findet man das Verb „hirme“ und seine Varianten „ghirme“ und „gchirme“, die durch die mittelalterliche Walserwanderung in die Region gelangten.

Westschweizer Varianten und unbekannte Ursprünge
Im (Süd-)Westen der Schweiz gibt es weitere interessante Formen wie lüüwe, liiwe, liwwe, gliwwe, lüüje, glüjje und löije. Sie alle verwenden einen Konsonanten, um zwei aufeinanderfolgende Vokale zu vermeiden – typisch für die regionale Sprachentwicklung. Varianten ohne diesen Konsonanten, wie lüüe und löie, sind ebenfalls verbreitet. Die genaue Herkunft dieser Wörter bleibt jedoch ein kleines Rätsel.

 

Quelle: Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz