Wo „dr Baartli dr Moscht holt“ – Die Geschichte einer Schweizer Redensart
Wer im Schweizer Alltag sagt, jemand „wüsse, wo dr Baartli dr Moscht holt“, meint damit, dass diese Person besonders gut Bescheid weiss oder über mehr Wissen verfügt als andere. Doch woher kommt diese charmante Redewendung, die im gesamten deutschen Sprachraum bekannt ist?
Historischer Ursprung
Eine der ältesten belegten Verwendungen stammt aus dem Jahr 1656 aus dem Kanton Thurgau: „Andre Lüt, die och wüssen, wo Barthle den Most hollet.“ Schon damals war die Wendung ein Synonym für besondere Gewitztheit und Wissen.
Wer ist der „Baartli“?
Vermutlich handelt es sich bei „Baartli“ um eine Verballhornung des Namens Bartholomäus. Der Heilige Bartholomäus ist nicht nur Schutzpatron aller Berufe, die mit Häuten arbeiten, sondern auch der Patron der Winzer. Sein Attribut ist ein Messer – das Werkzeug, mit dem Trauben geschnitten werden. So weißsser sprichwörtlich am besten, wo der Most, also der frisch gepresste Traubensaft, zu holen ist.
Weitere Deutungen und Varianten
Es gibt verschiedene Geschichten zur Herkunft der Redensart, doch viele sind nicht belegt. Eine davon führt sie auf den berühmten Rechtsgelehrten Bartolus aus dem 14. Jahrhundert zurück. Im Laufe der Zeit entstand daraus auch die Variante „zeige oder säge, wo dr Baartli dr Moscht holt“. Diese bedeutet so viel wie „jemandem die Meinung sagen“ oder „jemanden zurechtweisen“.
Fazit
Die Redewendung „wüsse, wo dr Baartli dr Moscht holt“ ist ein schönes Beispiel für die Lebendigkeit und den Erfindungsreichtum der Schweizer Mundart. Sie verbindet Alltagsweisheit mit einem Augenzwinkern und zeigt, wie tief Sprache und regionale Geschichte miteinander verwoben sind.