Erfolgsgeschichte einer Silbe

Der Buchstaben-Zusatz «-er» mag mit nur zwei kleinen Buchstaben daherkommen, aber gehört zu den häufigsten Endungen deutscher Substantive. Auf den ersten Blick mag es unscheinbar wirken, doch er besitzt eine beträchtliche Macht 👑, wenn es um die vielfältigen Bedeutungsnuancen geht, die diese Silbe vermitteln.

Die Verwendung von «-er» erfüllt hauptsächlich zwei dominierende Funktionen. Einerseits wird es verwendet, um Bezeichnungen für Einwohner und Herkunft zu bilden. Zum Beispiel: Ein Appenzeller ist jemand, der im Appenzell wohnt oder von dort stammt 🏡. Häufig sind aus solchen Bezeichnungen Familiennamen entstanden. Wenn jemand den Nachnamen Müller trägt, deutet dies darauf hin, das seine Vorfahren Mühlenbetreiber waren. Die Entstehung des «-er» in der Herkunftsbezeichnung geht vermutlich auf ein Wort zurück, das in der germanischen Zeit «waron» oder «wazon» gelautet haben muss.

Darüber hinaus dient «-er» auch zur Bildung von Bezeichnungen für Personen, die die im Wortstamm genannten Handlungen ausführen. Ein Spieler ist jemand, der spielt 🎲. Neben Menschen werden auch Werkzeuge auf diese Weise benannt, zum Beispiel der Bohrer, mit dem man bohrt. Die sogenannten Täterbezeichnungen finden sich auch in vielen Familiennamen wieder. Die ersten Menschen mit dem Nachnamen Schuhmacher waren wahrscheinlich beruflich mit dem Schuhmachen 👞 beschäftigt. Bei der Täterbezeichnung wurde das «-er» aus dem Lateinischen entlehnt. Die lateinische Endung «-arius» hat sich im Deutschen verselbständigt und wurde als «-ari», «-aere», «-er» auch an ursprünglich deutsche Wörter angehängt.

Die beiden «-er» Endungen werden zwar gleich ausgesprochen, aber sind nicht identisch. Die Täterbezeichnung zeigt im Gegensatz zur Herkunftsbezeichnung oft einen Umlaut. Zum Beispiel ist jemand der tanzt, ein Tänzer 💃, nicht ein Tanzer und jemand, der von einem Hof 👨🏼‍🌾 stammt, heisst Hofer, nicht Höfer.