Woher kommen Höflichkeitsformen?
Warum sagen wir «Sie» wenn wir höflich sein wollen?
Die Höflichkeitsform, auch Honorifikum genannt, ist eine spezielle Kommunikationsform, um sich respektvoll auszudrücken.
Im Deutschen benutzt man dafür die 3. Person plural «Sie». Im Französischen die 2. Person plural «vous». In vielen europäischen Sprachen wird Höflichkeit durch Plural ausgedrückt.
Der Ursprung liegt wahrscheinlich im alten Rom mit dem «Pluralis Majestatis» (lat. Mehrzahl der Hoheit). Regierende Herrscher sprachen von sich selbst in der 1. Person plural «wir». Daraus folgte, dass auch Untertanen den Herrscher im Plural ansprachen. Im Laufe der Zeit hat sich das verallgemeinert und wurde zu einer respektvollen Umgangsform im Alltag.
Im Französischen wird das «vous» schon sehr lange als höfliche Anrede genutzt. In Anlehnung darauf, hat sich im 12. Jahrhundert diese Umfangsform auch in der deutschen Sprache verbreitet.
Damals hat man sich höflich in der 2. Person plural ge«Ihrzt». Es gab auch «Er» und «Sie» als Varianten der höflichen Anrede. Das änderte sich erst im 20. Jahrhundert als sich das plurale «Sie» durchgesetzt hat.
Im Schweizerdeutschen sieht das etwas anders aus. In vielen Dialekten wird weiterhin «Ihr» verwendet -> „iär“, „[d]ir“, „üüch“ bzw. „ös“ und „enk“. Siezen ist vielerorts sprachlich falsch. Andere sehen das «Ihr» als eine Zwischenform von Du und Sie. Sie ist somit weniger distanziert und unpersönlich als «Sie», aber trotzdem respektvoller als «Du».
Im Englischen gab es früher auch diese Unterscheidung. Das kennen Sie vielleicht, wenn Sie ein Shakespeare-Werk in der Originalsprache erlebt haben. «thou» -> Du, und «ye» -> Ihr
Das «you» war früher eine plurale Akkusativ/Dativ-Form, also «euch». Diese hat sich mit der Zeit über alle anderen Varianten durchgesetzt.
Nutzen Sie das «Ihr» im Alltag? Oder verwendet Ihr das «Sie»?